Besuch in Lemberg im Januar 2017
Eigentlich war unsere Reise nach Lemberg für dieses Jahr im März eingeplant, jedoch starb Ende November 2016 völlig überraschend unser Freund und Präsident der B’nai B’rith Loge in Lemberg, Gregory Pikman .“Grischa“ war seit etlichen Jahren unser wichtigster Mann in Lemberg, der die Hilfe vor Ort organisierte und auch immer wieder Ideen hatte, wie er evtl. neue Spenden für die hilfsbedürftigen Menschen in Lemberg und der Provinz erhalten konnte. Wir sind froh, dass wir Ihn Ende Oktober in Frankfurt, anläßlich einer Spendengala zu Ehren von Fr. Charlotte Knobloch, organisiert von der Frankfurter Schönstädt Loge und dem Ehepaar Hofmann, haben treffen können. An dieser Stelle möchten wir uns auch ganz herzlich bei Familie Ralph und Simone Hofmann bedanken, die unser Engagement unterstützen, sei es durch die Einnahmen des Galadinners und einfach nur, dass wir wissen, sie jederzeit um Rat und Hilfe bitten zu können.
Durch den Tod von Gregory Pikman , musste sich die Loge in Lemberg natürlich zunächst neu aufstellen, d. h. es musste ein neuer Präsident gewählt werden und wir sind absolut glücklich, dass sich Michael Pleskov als neuer Präsident hat wählen lassen und nun für uns der „Ansprechpartner“ ist.
Dr. Mariusz Schwarz und seine Frau Anna, Peter Summa-Lehmann und Tatjana Lehmann kamen am Sonntagabend in Lemberg an. Tanja Kotava und Michael Pleskov holten uns am Flughafen ab. Nach so vielen Jahren der Unterstützung und häufiger Besuche, fühlen wir uns nicht mehr fremd in dieser Stadt, wir besuchen gute und liebenswerte Freunde.
Gleich am nächsten Tag fuhren wir zum jüdischen Friedhof, um Gregorys Grab zu besuchen, ein letzter Dienst, den wir unserem Freund erweisen können.
Der Besuch des Kindergartens ist jedes Mal ein schönes Erlebnis und es rührt uns immer wieder, mit welchem Engagement diese Kinder von den Erzieherinnen betreut werden, und wie mutig auch manche belastenden Themen aufgegriffen und umgesetzt werden.
Am nächsten Tag wurden drei Hausbesuche organisiert, bei drei Personen, die im Programm von Leopolis eine finanzielle Unterstützung und Medikamente bekommen. Dies alles sind Rentner, die inzwischen mit einer Durchschnittsrente von ca. 50 € leben müssen. Es ist berührend zu sehen, dass unsere Hilfe, wenn auch bescheiden, diesen Menschen eine wirkliche Unterstützung ist.
Der Mittagstisch, in der Polytechnischen Universität, weiterhin organisiert von Frau L. Schwarz,konnte nicht besucht werden, da z.Zt. Semesterferien waren. Die in diesem Programm betreuten Personen werden in dieser Zeit mit Essenspaketen versorgt.
Besonders bewegend war die Begegnung mit fast allen Vertretern aus den Provinzstädten, Tarnopol,Ivano -Frankivsk, Boryslaw , Truskawez, Stryj, Sambor, Tschortkiw und Drohobych. Bei eisigen Temperaturen und Schnee hatten alle Anfahrtswege von bis zu 130 km auf sich genommen. Alle berichteten, dass in Ihren Gemeinden überwiegend ältere Menschen leben, die mit winzigen Renten ihren Alltag überstehen müssen. Auch hier wird mit kleinen finanziellen Hilfen und Medikamenten geholfen. In manchen Gemeinden sind nur 6-13 Personen, die Hilfe bekommen, und Tarnopol und Ivano-Frankovsk haben mehr Mitglieder und bis zu 110 Personen, die Unterstützung erhalten. Die Repräsentantin aus Stryj bedauerte es ausdrücklich, dass ein Mittagstisch für 14 Personen eingestellt werden musste und würde sich sehr freuen, wenn es irgendwie ermöglicht würde, diesen wieder den Menschen dort anbieten zu können. Dies hat uns sehr bedrückt und wir hoffen eine Lösung finden zu können.
Sehr viel Zeit haben wir im Office verbracht , da viel Büroarbeit erledigt werden musste, die Budgetplanung für das laufende Jahr durchgesprochen wurde und wir leider auch Kürzungen vornehmen mussten, um unsere Hilfe weiterhin zuverlässig zu ermöglichen . Da wir einen, im Vergleich zu den Zeiten, als Dr. Schwarz die Hilfeaufgebaut hatte, kleineres Spendenaufkommen haben, musste an vielen Stellen Einsparungen vorgenommen werden. So ist nun auch die Apotheke aus dem vormals externen Bereich in einem großen Raum innerhalb des Logenbüros untergebracht. Als wir dort die aktuelle Situation besprachen, sahen wir etliche Klienten , die ihre verordneten Medikamente abholten.
Ein Treffen mit ausschließlich weiblichen Vertretern der jüngeren Menschen der jüdischen Gemeinde war interessant und macht ein wenig Hoffnung, dass jüdisches Leben und ein Bekenntnis zur jüdischen Identität weiterhin in der Westukraine möglich ist, auch wenn es natürlich dort Anfeindungen gibt.
Besonders herzlich war ein Zusammentreffen mit den Logenbrüdern und Schwestern, das auch im Logenbüro stattfand. Frau Schwarz verwöhnte uns wieder mit Ihren kulinarischen Künsten und wir wurden wie immer mit herzlichster Gastlichkeit empfangen.
Alles ist jetzt deutlich bescheidener geworden. Unsere Hilfe wird nach wie vor sehr benötigt und wir werden unser Bestes tun, diese Hilfe weiter gewährleisten zu können.
Empfehlenswert ist folgende Internetpräsentation: http://www.sztetl.org.pl/de/
Hier kann man vielfältige Informationen über Lemberg/Lviv/Lwow und andere Gemeinden im ehemaligen Galizien finden.